Morbus Cushing / hypophysären Hyperadrenokortizismus
Cushing Syndrom / adrenerger Hyperadrenokortizismus beim Hund

Ist die häufigste endokrine Störung beim Hund.

Obwohl jeder Hund daran erkranken kann, sind bestimmte Rassen wie z.B. Dackel, Pudel, Terrier, Cocker Spaniel, Boxer, Retriever und Deutscher Schäferhund, häufiger betroffen. Einige Hütehund-Rassen wie Collies haben einen seltenen Gen-Defekt, der das Zusammenspiel zwischen Hypophyse und Nebennieren stört.

Es besteht eine Tendenz:

Dass Hunde großer Rassen eher an einem Tumor der Nebenniere (adrenerger Hyperadrenokortizismus)
und Hunde kleiner Rassen eher an einem Tumor der Hirnanhangsdrüse (hypophysärer Hyperadrenokortizismus) erkranken.

Ein Cushing-Syndrom beim Hund wird durch endogene oder exogene Ursachen ausgelöst.

Unter endogenen Ursachen versteht man, dass der Körper des Hundes zu viel Kortisol produziert. Kortisol selbst wird in der Nebenniere gebildet. Damit die Nebenniere Kortisol bildet, schüttet die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) das Hormon ACTH aus. Dieses Hormon stimuliert die Nebenniere, Kortisol zu produzieren. Durch einen meist gutartigen Tumor (Mikroadenom corticotroper Zellen in der Pars distalis) der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) kann zu viel ACTH ausgeschüttet werden. Dies hat zur Folge, dass die Nebenniere zu viel Kortisol produziert. Ein solcher Tumor ist in 80-85% der Fälle die Ursache für ein Cushing-Syndrom beim Hund (hypophysäres Cushing-Syndrom). Bei dieser Form des Cushing-Syndroms sind beide Nebennieren symmetrisch und manchmal nur leichtgradig vergrößert.

In 15-20% der Fälle löst ein Tumor (adrenale Adenome oder Adenokarzinome der Nebennierenrinde) an einer oder beiden Nebennieren das Cushing-Syndrom beim Hund aus. Die Nebennieren produzieren dann ohne den Einfluss von ACTH vermehrt Kortisol (funktioneller Nebennieren-Tumor). Dieser Erkrankungsform liegt wiederum eine tumoröse Entartung zugrunde. Die Zellen der erkrankten Nebenniere können gut- oder bösartig entarten (je zirka 50% der Fälle) und fangen an, selbständig zuviel Kortisol zu produzieren.
Die Hirnanhangsdrüse reduziert darauf ihre ACTH-Produktion, aber die erkrankte Nebenniere unterwirft sich keinem Rückkoppelungsmechanismus mehr und schüttet weiterhin zuviel Kortisol aus. Die gesund gebliebene Nebenniere dagegen reagiert korrekt auf die tiefere ACTH Konzentration im Blut und fährt ihre Kortisolproduktion herunter. Mit der Zeit schrumpft die gesunde Nebenniere wegen Inaktivität, während die kranke Nebenniere immer grösser wird.

Bei der exogenen Ursache für ein Cushing-Syndrom erhielt der Hund zu viele Glukokortikoide. Dies kann der Fall sein, wenn eine entzündliche oder allergische Erkrankung lange oder mit viel Kortison behandelt wurde.

Bei einigen Hunden mit Cushing-Syndrom sind die Symptome sehr stark ausgeprägt, während andere nur wenige bzw. schwache Symptome zeigen.

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Folgende Symptome können bei einem Cushing-Syndrom beim Hund auftreten:

  • Ausdauer / Wärmeempfinden
    Einige Hunde hecheln vermehrt, ermüden rasch und bevorzugen kalte Liegeplätze.
  • Fressverhalten
    Ausgeprägtes Hungergefühl (Polyphagie), sie haben einen ständigen Heißhunger.
  • Trinkverhalten
    Der Hund nimmt mehr Wasser (Polydipsie) auf und setzt häufiger Urin (Polyurie) ab. Einige Tiere produzieren so viel Urin, dass sie diesen im Schlaf verlieren (vorher stubenreine Tiere beginnen in die Wohnung zu urinieren).
  • Erkrankungen / Infektionen
    Sie leiden häufiger an Infekten durch eine stark reduzierte Immunabwehr.
    Etwa die Hälfte der Hunde mit dem Cushing-Syndrom leidet an einer chronischen Harnwegsinfektion und es kommt vermehrt zur Entwicklung von Harngries/Harnsteinen.

     

  • Erhöhte Neigung zu
    – Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
    – Entwicklung eines Diabetes mellitus
    – Atembeschwerden durch Verkalkungen in der Lunge
    – Bronchopneumonie
    – Veränderungen an der Hornhaut des Auges
    – Sehstörungen
  • Körperliche Veränderungen
    Es bildet sich ein Hängebauch (fassförmiges Aussehen) aus, während die Gliedmaßen im Verhältnis noch recht schlank erscheinen (Stammfettsucht).
    Die Zunahme des Bauchumfangs ist vor allem auf eine Hepatomegalie zurückzuführen, die durch massive Glykogeneinlagerung in der Leber verursacht wird – eine Speziesbesonderheit beim Hund.
  • Fellwechselstörungen / Fellveränderungen
    Oder fehlendes Nachwachsen der Haare. Vermehrter Haarausfall (Alopezie). Der Haarverlust tritt meist entlang des Rückens, des Schwanzes und der Hinterseite der Hinterbeine auf.
    Durch den Haarverlust kann es zu einem dünnen Fell, aber auch zu völligem Haarausfall kommen. Haarverlust an den Pfoten oder der Kopfregion ist eher selten. Generell wird das Fell dünner und stumpfer. Das Fell kann sich auch in der Farbe verändern, z.B. Hunde die ganz schwarz waren, bekommen einen braunen/rötlichen und Hunde die braun waren einen blonden, Farbton.
  • Hautveränderungen
    Die Haut des Hundes wird dünner, die Gefäße scheinen durch, an manchen Stellen ist sie dunkler gefärbt. Es kommt zu häufigen bakteriellen Entzündungen, vermehrter Schuppenbildung, Pilzinfektionen und verzögerter Wundheilung.
  • Geschlechtsorgane
    Die Hoden beim Rüden bilden sich zurück, bei der Hündin bleibt die Läufigkeit aus.
  • Muskulatur
    Die Muskulatur bildet sich zurück und der Hund wird schwächer. Dies kann zu Problemen beim Treppensteigen führen. Hunde zögern beim Springen ins Auto oder auf die Couch. Durch die Muskelschwäche sind die Hunde bei langen Spaziergängen schnell erschöpft.
    Es kommt auch zur Atrophie der Kaumuskulatur (dadurch kommt es zu Problemen bei der Futteraufnahme).
  • Blutwerte
    Einige Hunde leiden unter einem erhöhten Blutdruck. Es besteht eine gewisse Thromboseneigung und die Blutplättchen (Thrombozyten) können erhöht sein.
    Bei hämatologischen und blutchemischen Befunden weisen erhöhte Werte, bei der Alkalischen Phosphatase, den Leberenzymen und/oder Cholesterin auf eine mögliche Erkrankung hin.
  • Bewegungsapparat
    Es können vermehrt Knochenprobleme wie z.B. Knochenschwund (Osteoporose) auftreten.
    Osteomalazie und dadurch bedingt Frakturen, Bänderrisse und Kniescheibenluxation.
  • Verhaltensveränderungen / Verhaltensauffälligkeiten
    Hunde werden extrem anfällig für Stresssituationen und zeigen z.B. ungewohnte Passivität, Schlafstörungen, Futteraggressivität bzw. allgemeine Aggressivität bei gesteigertem Angst- und Selbstschutzverhalten, sowie gesteigerte soziale Unterwürfigkeit.

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Bei älteren Hunden mit fortgeschrittenen Hypophysentumor kommen meist noch neurologische Symptome hinzu:

  • Orientierungslosigkeit (der Hund reagiert nicht mehr auf Geräusche)
  • vermehrte Unruhe und/oder Drangwandern (Fortschreiten in eine Richtung trotz Hindernissen; gleicht einem mechanischen Laufen)
  • Anorexie (Appetitlosigkeit) bis hin zur Kachexie (Abmagerung),
  • Ataxie (Bewegungsstörung)
  • Parese (Lähmung)
  • Stupor (starres Stehen bei vollem Bewusstsein)
  • epileptiforme Anfälle.


ANMERKUNG:

Morbus Cushing oder Cushing Syndrom – was ist der Unterschied?
Die Begriffe Morbus Cushing und Cushing Syndrom werden oft nicht eindeutig  voneinander getrennt und können leicht verwechselt werden. Vereinfacht läßt sich sagen, dass der Begriff Cushing Syndrom das Krankheitsbild, Morbus Cushing einen bestimmten Entstehungsmechanismus beschreibt.
Das Cushing Syndrom fasst alle Symptome zusammen, die durch einen Überschuss an dem Hormon Kortisol im Körper entstehen. Hierbei spielt es zunächst keine Rolle , wodurch der Kortisolüberschuss entstanden ist. Von einem Morbus Cushing spricht man nur bei einer bestimmten Form des Cushing Syndroms; nämlich dann, wenn ein Hormone produzierender Tumor der Hypophyse die Ursache ist. Bei ca. 80-85% der Fälle ist ein solcher Hypophysentumor bei Morbus Cushing für ein Cushing Syndrom verantwortlich.

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Morbus Addison / Hypoadrenokortizismus / Nebenniereninsuffizienz beim Hund

Die Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison / Hypoadrenokortizismus) reflektiert den Zustand des Organismus infolge einer mangelnden Produktion/Sekretion von Glukokortikoiden bzw. Mineralkortikoiden durch die Nebennierenrinde.

Dies führt zu einer Zerstörung der Nebennierenrinde und wird als primärer Hypoadrenokortizismus bezeichnet. Die häufigste Ursache ist die Zerstörung der Nebennieren durch das eigene Immunsystem. Es kommt vor, dass das Immunsystem körpereigenes Gewebe für „fremd“ hält (wie bei Viren/Bakterien) und angreift bzw. zerstört. Die Ursache hierfür ist noch nicht vollständig geklärt (Autoimmunerkrankung).

Eine Reihe von autoimmunmediierten Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypothyreose und Hypoparathyreoidismus wird ebenfalls mit der Bildung von Antikörpern gegen die Nebennierenrinde in Zusammenhang gebracht.

Der primäre Hypoadrenokortizismus tritt häufiger bei jungen bis mittelalten (2 Monate-4-6 Jahre) unkastrierten Hündinnen auf.

Er kann aber in jedem Alter, bei jedem Geschlecht und bei kastrierten und unkastrierten Hunden vorkommen.

Es zeigt sich eine Rassedisposition für Pudel, West Highland Terrier, Bearded Collie, Leonberger, Doggen, Rottweiler, Flat Coated Retriever, Labrador Retriever und portugisischer Wasserspaniel.
Für die Rassen Pudel, Leonberger und Bearded Collie wird sogar eine erbliche Komponente vermutet. Es können aber alle Rassen und Mischlinge betroffen sein.
Die Krankheit entwickelt sich über Wochen oder Monate.

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Eine weitere Ursache für den primären Hypoadrenokortizismus ist die Zerstörung der Nebennierenrinde durch Medikamente:

Bei etwa 5% der wegen eines Morbus Cushing mit Milotane behandelten Hunde kommt es zu einer vollständigen, irreversiblen Zerstörung der Nebennierenrinde. Selbst nach Absetzten der Therapie, erholen sich die Tiere nicht. Auch unter der Therapie mit Trilostane kann es zu einer Zerstörung der Nebennierenrinde kommen.

Demgegenüber ist ein sekundärer Hypoadrenokortizismus geprägt von einer zu geringen Produktion/Sekretion von ACTH mit nachfolgender Atrophie der Nebennierenrinde und einer abgeschwächten Sekretion von Glucocorticoiden. Häufigste Ursache für einen sekundärer Hypoadrenokortizismus ist eine anhaltende Suppression der ACTH-Sekretion in der Hypophyse infolge einer medikamentösen Therapie mit Glucocorticoiden, Progesteron oder Megestrolacetat.

Seltene Ursachen für einen sekundären Hypoadrenokortizismus sind Tumore der Hypophyse und/oder des Hypothalamus.

Die Symptome bei dieser Erkrankung sind oft sehr unspezifisch und können auch auf viele andere Erkrankungen zutreffen.

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Folgende Symptome können auftreten:

  • Der Hund nimmt mehr Wasser (Polydipsie) auf und setzt häufiger Urin (Polyurie) ab.
  • Starke Müdigkeit bis Schlappheit
  • Appetitlosigkeit
  • Bauchschmerzen
  • Erbrechen / Durchfall (zum Teil auch blutig)
  • Gewichtsverlust
  • Bradykardie (Herz schlägt zu langsam)
  • Muskelschwäche
  • Schwäche bis hin zur Lethargie (lustlos, lässt sich nicht zum Spielen motivieren)
  • Zittern / Schüttelfrost
  • Plötzlicher Zusammenbruch (manche Hunde brechen plötzlich zusammen und entwickeln ein schockähnliches Stadium, Magen-Darmblutungen und es kommt zum „Totalausfall“, was als Addisonkrise bezeichnet wird und eine absolute Notfallsituation darstellt. Es sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden, da es zu einem akuten Versterben des Hundes kommen kann)

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