Anthroposophische Tiermedizin

Wenn es keine Hunde gäbe, möchte ich nicht leben.

Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph (1788 – 1860)


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Die Anthroposophische Medizin wurde vor annähernd hundert Jahren von Dr. Rudolf Steiner (1861-1925) und Dr. med. Ita Wegman (1876-1943) begründet. Eine weitere „Keimzelle“ für die Anthroposophische Tiermedizin war, die von Dr. Rudolf Steiner entwickelte biologisch-dynamische Landwirtschaft, die zwischenzeitlich unter dem Markennamen Demeter weltweit bekannt ist.

Dr. Rudolf Steiner hat am Anfang des 20. Jahrhunderts bereits erkannt, dass ein Lebewesen mit dem ihm eigenen Seelenleben besonderen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die den physikalisch-chemischen Vorgängen im Körper übergeordnet sind und auf diese einwirken. Er betrachtete diese damals von ihm neuentwickelte Heilkunst als komplementäre Ergänzung zur klassischen Schulmedizin.

Diese Therapierichtung baut ganzheitlich und interaktiv auf der Schulmedizin auf. Sie nutzt moderne Diagnoseverfahren und Therapien und ergänzt sie mit einer Vielzahl von Heil- und Arzneimitteln aus der Natur, sowie spezielle Bewegungstherapien, um die Selbstheilungs-kräfte zu aktivieren.

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Anthroposophische Arzneimittel

Die Natur lässt sich in drei Bereiche gliedern. Die mineralische, pflanzliche und tierische Welt. Anthroposophische Arzneimittel sind aus Substanzen dieser drei Naturreiche zu genau bedachten Kompositionen zusammengestellt.

Die einzelnen Komponenten sind dabei durch Rhythmisieren, homöopathisches Potenzieren und andere Prozesse so aufbereitet, dass sie Heilkraft erlangen. Die fertige Komposition unterstützt die Selbstheilungskräfte des Organismus und fördert damit die Gesundung von Körper, Seele und Geist.

Es werden in der anthroposophischen Tiermedizin mit guten bis sehr guten Erfolgen sowohl für Tiere neu konzipierte als auch ausgewählte Heilmittel aus der anthroposophischen Humanmedizin eingesetzt.

Unabhängige Studien beweisen die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit der Anthroposophischen Arzneimittel.

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Der Faktor Mensch-Hund

Nach anthroposophischen Erkenntnissen arbeitende Therapeuten berücksichtigen die Lebens-bedingungen. Man geht davon aus, dass das sich in der Befindlichkeit des Hundes ausdrü-ckende Seelenleben sowohl beim Erkranken als auch beim Heilen eine große Bedeutung hat.

Wenn man sich das Wesen des Hundes nun bewusst macht, so muss man sich veranschau-lichen, dass man dem Hund gegenüber durch seine ursprünglich sehr emotional bestimmten Wesensmerkmale und seine Bereitschaft mit dem Menschen eine enge Sozialpartnerschaft einzugehen, ein hohes Maß an Verantwortung trägt.

Das Bewußtsein eines Hundes hat zwar nicht den gleichen Grad wie das des Menschen erreicht, ist aber sehr wohl auf persönliche Weiterentwicklung programmiert. Bewußtseinsbildung ist somit mit einem aktiven Lernprozeß verknüpft, was weiter bedeutet, dass auch der Heilungsprozeß mit einer veränderten subjektiven Sichtweise verbunden ist.

Nur wer den Lernauftrag einer Krankheit versteht, kann heil werden. Das Arzneimittel selbst kann nur als Heilvermittler seinen eigentlichen Auftrag erfüllen, wenn das Individuum bereit ist, sämtliche Faktoren, die zur Krankheit geführt haben -falsches Denken und Handeln, seelische Blockaden und Ängste-, als Irrtum zu erkennen und einen anderen Weg zu beschreiten.

Aufgrund seines Bewußtseins hat auch ein Hund bis zu einem gewissen Grad zu wählen, welche Richtung er in seinem Leben einschlägt. In Gemeinschaft mit dem Menschen gelingt das leider nur bedingt oder gar nicht. Daraus resultiert sehr oft das, was als Verhaltensstörungen, Unberechenbarkeit oder Neurosen bezeichnet werden muss. Ein derart fremdbestimmter Hund wird sich niemals so richtig entfalten können und nur eine Karikatur seiner selbst bleiben.

Wenn also ein Hund ständig krank ist, muss man schon ernsthaft fragen, wie weit der Hundehalter selbst daran beteiligt ist. Falsches Verständnis für tierische Reaktionen oder mißgedeutete Tierliebe können ebenfalls krankmachend sein. Wenn man eine Heilung bei seinem Hund herbeiführen will, muss man dafür bereit sein. Das heißt vor allem bereit sein für Veränderungen. Das ist ja der eigentliche Zweck der Krankheit, die uns nur aufzeigen will, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

Aus Untersuchungen weiß man, dass es bei Wildtiere welche in einer intakten und störungsfreien Umwelt leben, kaum Krankheiten gibt. Krankheiten treten nur auf, wo der Mensch Einfluss nimmt. Bedauerlicherweise ist immer der Mensch die Ursache für Krankheiten bei Tieren und ganz besonders bei Hunden.

 

Zwischen Mensch und Hund besteht ein sehr wichtiger Unterschied im Umgang mit Krankheit.
Der Mensch kann den Umgang mit seiner Krankheit bewusst begleiten und gestalten. Diese Möglichkeit fehlt dem Hund. Er erlebt Schmerz und Leiden viel intensiver, da seine Seele mit dem Organismus viel enger verbunden ist, als dies beim Menschen der Fall ist und er kann diese nicht bewusst relativieren.
Dies muß bei der Wahl der Therapie und der Heilmittel berücksichtigt werden.

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Namhaften Wolfsforschern und Kynologen verdanken wir folgende Erkenntnisse:

Wenn wir Hunden gerecht werden wollen, dürfen wir sie auf keinen Fall mit menschlichen Maßstäben messen.
Nichts verfälscht ihre Natürlichkeit mehr als die Vermenschlichung.
Hunde haben keine Vorstellung von Gut und Böse, sie kennen kein Mitleid, keine Moral, kein schlechtes Gewissen, kein Schuld- oder Pflichtgefühl.

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Arttypische Aspekte des hundlichen Wesens

Wenn man die besonderen Aspekte des hundlichen Wesens zusammenfassen möchte, so könnte man dies wie folgt ausdrücken:
Hunde sind durch ihr dem Menschen gegenüber geöffnetes seelisches Leben von diesem in höchstem Maße abhängig.

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Einige Aspekte, die in hohem Ausmaß auf die körperliche und seelische Gesundheit des Hundes Auswirkung haben

Die Emotionalität des menschlichen Umfelds

Ein nettes Wort oder ein liebevoller Blick des geliebten Frauchens oder Herrchens ist ausreichend, um den Hund in eine positive Stimmung zu bringen. Einen Hund in Spiellaune zu versetzen und zum wilden Umherstürmen anzuregen, ist im Normalfall keine Schwierigkeit.

Hier ist der Hundebesitzer als verantwortungsvoller Halter in der Selbstbeherrschung/-disziplin vor große Herausforderungen gestellt.

Vor Anschaffung eines Hundes sollte unbedingt seine gesamte zukünftige Lebenssituation eingehend geprüft werden, ob auch alle Bezugspersonen in einer Familie eine stabile emotionale Umgebung für ihn ermöglichen.
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Hunde die ihr Leben in ausschließlich menschlicher Gesellschaft verbringen, laufen Gefahr emotional überfrachtet zu werden.

Im Besonderen gilt dies für Hunde, die mit un­ausgeglichenen Erwachsenen oder Kindern in einem Haushalt leben und ständig deren emotionalen Schwankungen ausgesetzt sind.

Der Hund hat keine geistige-seelisch Möglichkeit, sich davon abzugrenzen. Die Gefahr gestörter Verhaltensweisen sowie körperlicher Auswirkungen wie z.B. Panikattacken, Hysterie, Nervosität, übertriebene Ängstlichkeit, Aggression, Stoffwechselstörungen, Organerkrankungen, Hauterkrankungen usw. ist bei diesen Tieren deutlich erhöht.
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Dies muss vor allem Hundebesitzer von einzeln gehaltenen Hunden bewusst werden und dem Hund den Umgang mit anderen (gut sozialisierten!) Hunden ermöglichen.

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Soziales Zusammenleben mit dem Menschen

Ein weiteres Merkmal des hundlichen Wesens stellt das Bedürfnis zum Leben in einer durch ständige soziale Interaktion der Individuen und dadurch von hoher emotionaler Aktivität geprägten Gruppe dar.

Selbst bei positiven Erfahrungen mit anderen Hunden bevorzugen viele Hunde ein Sozialgefüge mit Menschen und weniger mit ihren Artgenossen.

Bereits bei Hundewelpen wurde beobachtet, dass bei freier Wahl zwischen Hund oder Mensch sich der Welpe fast immer am Menschen orientiert.

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Als Hundebesitzer muss man sich trotz des natürlichen Verhaltensimpulses des Hundes, mög­lichst immer bei seinem Besitzer zu sein, das hohe Ruhebedürfnis (je nach Rasse und Alter des Tieres bis zu 20h/Tag ausmachen kann) bewusst machen.

Keinesfalls ist es für den Hund artgerecht, den ganzen Tag (in beruflich stressiger oder lautstarker Kinderumgebung) sich aufzuhalten. Dies führt unweigerlich zu einer Nerven- und Sinnesüberlastung. Zwischen den notwendigen Ruhephasen und sozialer Aktivität mit dem Menschen muss mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des Hundes ein Mittelweg gefunden werden.

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Bewegungsbedarf von Hunden

Ein ebenfalls wichtiger Aspekt des Wesens des Hundes ist, dass praktisch jede emotionale Empfindung eine körperliche Aktivität nach sich zieht, welche der Hund ausreichend ausleben können muss.

Dies gilt für Hunde aller Rassen und Größen.

Insbesondere müssen Hunde, die nervlich stark gefordert sind, ausreichend die Möglichkeit haben, diesen Stress in ausreichender Bewegung wieder abzubauen.

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Hunde dürfen nicht erwachsen werden

Viele Hundebesitzer erkennen oft nicht, dass durch ihr fürsorgliches Verhalten, der Hund zeitlebens in einem welpenhaftem Zustand bleibt.

Das Verbleiben des Hundeverhaltens in der Neotenie (Zeitraum bis zum Eintritt der Geschlechtsreife) machen eine differenzierte Ausprägung von Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten möglich.

Eine weitere Auswirkung des engen Zusammenlebens von Mensch und Hund ist, dass sich die Erkrankungsmuster des Hundes dem des Menschen annähern.

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Die medizinischen Auswirkungen

Für den Therapeuten bedeutet die anthroposophische Sichtweise, sich nicht nur vom in der Praxis vorgestellten Hund und dessen Besitzer ein Bild zu machen, sondern die gesamte Lebenssituation (Erziehung, Ernährung, Bewegung, Alltag) des Hundes in die Beurteilung des Krankheitsbildes mit einzubeziehen.

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Fazit

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die anthroposophische Medizin schon beim Hundebesitzer beginnt.
Beratung und Aufklärung über artgerechte Haltung, Ernährung, Bewegung und Betreuung auf materieller und seelischer Ebene ist der erste Schritt zur Heilung beziehungsweise dient auch der Prophylaxe.

Ist ein Hundebesitzer bereit zu erkennen, dass er dem Hund primär auf seelischer Ebene begegnet und bemüht er sich in Folge dessen um einen artgerechten Umgang mit seinem Hund, so kann er bereits viele potenzielle Erkrankungen verhindern.

Gesundheit ist die Balance von Körper, Leben, Geist und Seele.

 


Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, was Lieben und Geliebt werden heißt.
Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph (1788 – 1860)


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